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Immer früher fangen Jugendliche und sogar Kinder an, die sozialen Medien zu nutzen. Sie stehen für Austausch, Information und Unterhaltung. Jedoch bergen sie auch Gefahren.

Immer früher fangen Jugendliche und sogar Kinder an, die sozialen Medien (auf Englisch: »Social Media«) zu nutzen. Diese heißen beispielsweise Snapchat, Instagram, TikTok, WhatsApp, BeReal und YouTube: Sie alle ermöglichen den Nutzer*innen, einen Austausch zu schaffen, Informationen in die Welt zu tragen, zu unterhalten, zu demokratisieren und am Ende für sich selbst zu werben – auch, um damit Geld zu verdienen.  

Definition: Soziale Medien

»Soziale Medien, Soziale Netzwerke oder Social Media sind Apps/Websites, die ihren Nutzenden das Erstellen und Teilen von Content sowie die Vernetzung untereinander ermöglichen.«

OMR, Plattform für die digitale Wirtschaftswelt

Gefilterte Welt

Social Media haben insbesondere in den letzten zehn Jahren eine eigene visuelle Welt erschaffen. Das Problem dabei: Soziale Medien spiegeln meist nur eine allzu perfekte Welt wider. Eine Welt ohne Pickel, Poren, Geldprobleme, Tiefphasen und ein paar Kilo mehr auf der Wage. Durch die sozialen Netzwerke wird das Leben von jungen Menschen scheinbar immer schneller und aufregender, und doch wird das eigene Leben oft nur mit konstruierten Geschichten verglichen. Ein Vergleich, bei dem Kinder, Jugendliche sowie auch Erwachsene zu Verlierer*innen werden. In dieser Hinsicht stellen die sozialen Medien eine Gefahr dar. Besonders wenn das Publikum immer jünger wird und die Filter immer besser und dadurch unrealistischer werden. Als Folge kann niemand mehr entscheiden, was er im Stream sehen wird, niemand kann wissen, wie sehr das Gesehene unterbewusst beeinflusst. Gerade Kinder sind mit diesem Input schnell überfordert. Und doch wächst der soziale Druck, diese Medien schon früh zu nutzen.

Kommunikation und Wissen

Überwiegen dann nicht klar die negativen Einflüsse der sozialen Netzwerke? So einfach ist es nicht. Die Eigenschaften und Auswirkungen sind vielschichtig. Es gibt positive und negative Seiten. Auf der einen Seite ist es eine Tatsache, dass soziale Medien es ermöglichen, Menschen über Grenzen hinweg zu verbinden. Gerade während der Corona-Pandemie merkte man, wie wichtig die Videoanrufe und Textnachrichten für den Erhalt einer gesunden Psyche wurden. Kinder konnten sich mit Oma und Opa unterhalten und sich gleichzeitig über einen Bildschirm sehen, Erwachsenen erleichterte das Homeoffice die kontinuierliche Fortsetzung ihres Jobs und Freund*innen konnten wenigstens mal wieder so tun, als säßen sie im selben Raum. Hierin zeigt sich also ganz klar ein positiver Einfluss sozialer Medien auf die Kommunikation und sozialen Verbindungen.
Zudem bieten Social Media die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven und Weltbilder kennenzulernen. Kollaboratives Arbeiten in Gruppen wird durch die leichte Zugänglichkeit von Informationen aus verschiedenen Quellen erleichtert. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich komfortabler und schneller denn je weiterzubilden. Man kann sich einfach von unterschiedlichsten Expert*innen-Meinungen inspirieren und informieren lassen und verschiedene Standpunkte kennenlernen. Dies fördert ein breites Verständnis für andere Kulturen und Sichtweisen. Das eigene Potenzial kann somit für neues Wissen genutzt werden.

Die digitale Welt

Einer der wohl umstrittensten Aspekte sozialer Medien ist der Einfluss dieser anderen, virtuellen Lebenswelt, welche die sozialen Medien erschaffen haben. Nach einem stressigen Tag bieten sie den Nutzer*innen die Möglichkeit, in eine virtuelle Welt abzutauchen oder sich eine eigene digitale Welt zu erschaffen und diese zu gestalten. Diese virtuelle Flucht kann als positives Mittel zur Entspannung und zum Stressabbau dienen, jedoch kann man sich auch leicht in ihr verlieren. Die tägliche Internetnutzung von Jugendlichen lag laut Online-Plattform Statista im Jahr 2023 im Durchschnitt bei circa vier Stunden.

Dopamin

Dopamin ist ein Neurotransmitter, der Signale zwischen den Nervenzellen weitergibt, man nennt ihn auch »Botenstoff des Glücks», weil er an der Antriebssteigerung und Motivation beteiligt ist. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn selbst gepostete Videos, Likes und Kommentare bekommen, also sichtbar wertgeschätzt werden. An dieses gute Gefühl kann man sich gewöhnen. Das Gehirn benötigt bloß immer mehr davon, um das gleiche Level zu erreichen, um ein Glücksgefühl zu kreieren. Aus diesem Grund sind vor allem Jugendliche, die sehr viel Zeit auf Social Media verbringen, am Ende nur scheinbar gut verbunden mit anderen Menschen. In Wirklichkeit empfinden sie das positiv dargestellte Leben der anderen oft als frustrierend, weil sie sich selbst dagegen belanglos und unwichtig fühlen. Dies führt häufig in ein psychisches Tief. Aus dieser Sucht, trotzdem noch wieder mit Dopamin belohnt zu werden, ist es enorm schwierig, ohne Hilfe, wieder herauszukommen. Die stetige Suche nach »Glücksbeschleunigern« lässt viele Menschen soziale Verpflichtungen gegenüber der Familie, Freund*innen und der Schule vernachlässigen.

FOMO

Der dauerhafte Konsum führt zudem dazu, dass Ereignisse danach bewertet werden, ob sie Social Media-tauglich sind. Bloß um schöne Fotos hochladen zu können, werden die eigentlichen Lieblingsaktivitäten in den Hintergrund gestellt. Damit geht einher, dass der Druck zunimmt, immer online zu sein. Dies kann zu nervösem Verhalten führen. Diese Angst, etwas zu verpassen, wird auch FOMO (Abkürzung vom Englischen: Fear Of Missing Out) genannt. Je stärker diese Angst ausgeprägt ist, desto länger ist auch die Bildschirmnutzung. Es kann sogar zu einer Sucht kommen.

Datenschutz

Ein heikler Aspekt bei der Mediennutzung ist die Angst vor dem Kontrollverlust über persönliche Daten. Informationen werden gespeichert und könnten möglicherweise für Werbezwecke oder sogar missbräuchlich verwendet werden. Jedes Like, jeder Kommentar, jeder Kauf, jede Anmeldung, jede Suche und jede Bluetooth-Verbindung – alle senden unsere Daten in die Welt. Wohin genau, kann oft nicht nachverfolgt werden. Egal, wie sehr wir es versuchen, die Kontrolle über unsere Daten haben wir nur bedingt.

Auswirkungen auf Körper und Geist

Ein immer präsenter werdender Punkt ist, dass soziale Medien oft idealisierte und technisch-manipulierte Körperbilder präsentieren. Eigentlich dürfen Social Media aufgrund des Jugendschutzes erst ab 16 Jahren konsumiert werden. Dieser Grundsatz wird häufig ausgeblendet und Kinder und sehr junge Menschen nutzen diese. Dabei geraten besonders Jugendliche unter Druck, unrealistischen Schönheitsstandards entsprechen zu müssen, was zu Unwohlsein und sogar zu Essstörungen führen kann. Der ständige Vergleich mit idealisierten Lebensstilen anderer kann negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zur Folge haben. Zugleich werden psychische Krankheiten auf den sozialen Netzwerken zunehmend zu Trendthemen. Dies sorgt dafür, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche selbst mit einer Krankheit wie ADHS diagnostizieren, ohne vielleicht wirklich unter ihr zu leiden.

Fazit

Im Endeffekt kann man sagen, dass die sozialen Medien definitiv sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften aufweisen. Es ist wichtig, die Privilegien des Internets (sich zu zeigen, sich auszutauschen, gleichberechtigt zu kommunizieren, möglicherweise berühmt zu werden, Rat zu bekommen, zu lernen) mit Vorsicht zu genießen und bevor man sein Urteil beeinflusst von Internet-Quellen fällt, sich selbst zu fragen: »Ist das wirklich meine Meinung?«.

Social Media hat großes Potential, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Doch im Moment ist dort bloß ein Entwurf. Menschen verhalten sich anderen gegenüber teilweise respektlos, Menschen machen die sozialen Medien zu dem, was sie sind. Das heißt, Menschen könnten sie auch zu einem guten Ort machen. Beispielsweise hinter der Fassade von Instagram wird häufig vergessen, dass auch Topstars wie Heidi Klum nur Menschen sind, die sich auch nicht immer umwerfend finden. Nach Perfektion zu streben, hat durch die sozialen Medien eine ganz neue Bedeutung bekommen und stellt eine große Gefahr dar.

Ein Popkonzert sollte vielleicht besser nicht nur durch den Handybildschirm »erlebt« werden, sondern mal ganz ohne Filter. Später könnte man sich dann vielleicht im Netz dazu austauschen?

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