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Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit – weshalb sie lebensnotwendig ist

Warum Nachhaltigkeit für Menschen und Unternehmen so wichtig ist: aus politischer Sicht, vom ökologischen Standpunkt betrachtet und aus ökonomischer Perspektive. Wir brauchen nachhaltiges Handeln für das Überleben auf unserem Planeten. Ein Überblick.
Erdkugel als Modell eingebettet in grüne Pflanzen

Nachhaltigkeit ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen. Diskussionen zum Thema sind allgegenwärtig, sie kommen allerdings aus verschiedenen Perspektiven. Dabei ist die Begrifflichkeit der Nachhaltigkeit erst einmal ein nüchternes Sachthema, wenn es etwa um den Klimawandel und den Verlust von Artenvielfalt geht. Aber es kommen immer heftigere Emotionen in die Diskussion, weil die Nachhaltigkeit existentiell wichtig wird für alle Lebewesen. Die Erde ist in Gefahr – und sie ist eben nur ein vergleichsweise kleiner Planet und bislang der einzige, auf dem nach unserem Wissen komplexes Leben möglich ist. Sie ist unsere Heimat und beheimatet alles, was uns wichtig ist. Da stellt sich die Frage: Wie können wir heute so leben, dass zukünftige Generationen ebenfalls ein gutes Leben führen können? Was kann ich als Einzelperson an Gewohnheiten ändern? Und was müssen wir als Gesellschaft gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung tun?

Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Mit dem Beginn der Raumfahrt im letzten Jahrhundert und der daraus gewonnenen Perspektive hat die Menschheit sich zum ersten Mal als Einheit begriffen. Insbesondere 1968 wurde das deutlich, als aus dem All erstmals Fotos unseres Planeten, dieses Raumschiffs Erde, übermittelt wurden. Da wurde klar, was die Erde von den Gesteins- und Gasplaneten rund um uns unterscheidet. Sie weist ein Netzwerk von grün, blau und weiß durchzogenen Mustern auf, das ihre Lebendigkeit ausmacht, wie Politökonomin Prof. Dr. Maja Göpel es im Video-Kurs »Nachhaltigkeit« beschreibt. Nur gemeinsam können wir Menschen darauf hinarbeiten, dass unsere Heimat erhalten bleibt. Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

Definition: Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit, das Wort beschreibt den Versuch und die Bemühungen, die Ressourcen der Erde so sparsam zu nutzen, dass sich die Natur regelmäßig erholen kann – und uns die Ressourcen auch auf lange Sicht erhalten bleiben. »Jede und jeder kann etwas tun für eine nachhaltigere Welt«, ist sich Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, Ozeanologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Video-Kurs »Nachhaltigkeit« sicher.
Um die Notwendigkeit von nachhaltigem Aktionismus zu visualisieren, zeigt der National Overshoot Day jedes Jahr, wie schnell jedes Land die ihm jährlich zur Verfügung stehenden Ressourcen aufbraucht. Deutschland hatte sein Nachhaltigkeits-Limit für 2022 bereits am 2. Mai des Jahres erreicht – nach noch nicht einmal einem halben Jahr.

Mit inzwischen fast acht Milliarden Menschen stoßen wir zunehmend an die Belastungsgrenzen unseres Planeten. Viele Millionen Menschen sind immer öfter direkt von den zunehmenden Extremwetter-Ereignissen betroffen. Bereits jetzt beobachten wir Phänomene wie das Abschmelzen von Gletschern, die Versauerung der Meere, also die Abnahme des pH-Wertes des Meerwassers, und die Abschwächung des Golfstroms. Viele dieser Folgen sind eng miteinander verknüpft. Wenn wir es also schaffen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, könnten wir auch weitere drängende Probleme angehen und lösen.

Geopolitischer Background

Neben dem Klimaschutz gibt es aber auch geopolitische Gründe, weniger Kohle, Öl und Gas zu verbrennen. Im Gegensatz zu erneuerbaren Energien hat Deutschland nämlich nur noch vergleichsweise wenig Vorkommen an fossilen Brennstoffen, weshalb diese häufig importiert werden müssen. Durch die starke Nutzung fossiler Energien machen wir uns also abhängig von anderen Ländern. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen für die Welt wissen wir, dass hierdurch die Preise für Energie rapide steigen können. Zudem kann diese Abhängigkeit als politisches Druckmittel eingesetzt werden.

Deutschland hat in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg ein Drittel seiner Ölimporte und sogar mehr als die Hälfte aller Gasimporte aus Russland bezogen. Nun musste sich die Bundesregierung dringend nach Alternativen umsehen. Erneuerbare Energien könnten eine solche Alternative sein und Deutschland unabhängiger machen. Eine sofortige Lösung ist jedoch nicht umzusetzen, aber die Emissionen sollen bis 2030 um 65 Prozent sinken und Deutschland soll bis 2045 per Gesetz klimaneutral sein.

2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie mit Lockdowns, wurden diese Pläne auch mehr als eingehalten. Mittlerweile sind die Emissionen durch eine zurückgekehrte Geschäftigkeit aber wieder stark gestiegen. Bereits über die Hälfte der Stromerzeugung in Deutschland ist nachhaltig, vor allem im Verkehr. Beim Heizen und in der Industrie werden aber noch überwiegend fossile Brennstoffe verbrannt. Insgesamt liegt der Verbrauch von nachhaltiger Energie deshalb erst bei circa 20 Prozent.
Um in der Zukunft die Klimaziele zu erreichen, müssen vor allem erneuerbare Energien stärker ausgebaut werden. Verschiedene Gesetze haben den Ausbau insbesondere von Windkraft- und Photovoltaikanlagen beschränkt, mit dem sogenannten Osterpaket will die Ampel-Koalition der Bundesregierung den Ausbau nun aber beschleunigen.

Welche Alternativen zu fossiler Stromgewinnung gibt es in Deutschland?

Gut die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms ist bereits aus erneuerbaren Quellen. Zwar steigt die Nutzung vor allem von Solar- und Windenergie stetig, fossile Energien werden aber noch benötigt um die licht- und wetterabhängigen Schwankungen nachhaltiger Energien auszugleichen.

Überblick: nachhaltige, erneuerbare Energien:

Wasserkraft

Wasserkraft ist die älteste Art der regenerativen Stromerzeugung und deutlich weniger Schwankungen ausgesetzt als etwa Solarkraft. Strom wird in Wasserkraftwerken erzeugt, indem das hindurchströmende Wasser Turbinen antreibt. Durch das Anstauen des Wassers in Stauseen können solche Kraftwerke auch eine Speicherfunktion übernehmen. Das angestaute Wasser kann bei Energie- oder Wassermangel etwa vermehrt abgelassen und in Zeiten des Überschusses komplett aufgefangen werden.

In Norwegen sowie in der Alpenregion decken Wasserkraftwerke dadurch einen Großteil des dortigen Strombedarfs. In Gesamtdeutschland steuern Wasserkraftwerke aufgrund der geographischen Lage aber nur vier Prozent zur Stromerzeugung hinzu. Aber sie leisten trotzdem einen wichtigen Beitrag in Deutschland, um beispielsweise kurzfristige Schwankungen auszugleichen.

Wasserkraftwerke an der Küste wie Wellen-, Strömungs- und Gezeitenkraftwerke sind hingegen noch größtenteils in der Testphase. Sie funktionieren wie Windkraftwerke, die Unterwasserströmungen statt Wind auffangen.

Viele Arten von Wasserkraftwerken sind aber nicht ganz unumstritten. Besonders Speicherkraftwerke überfluten häufig große Gebiete und entziehen anderen das Wasser, was bestimmten Ökosystemen auch stark schaden kann. Doch selbst Strömungskraftwerke, durch die Wasser direkt hindurchfließt, stehen immer wieder in der Kritik, da sie den Lauf von Fischen behindern. Dieses Problem kann leider auch mit Fischtreppen nur mäßig umgangen werden.

Geothermie

Geothermie ist generell eine verlässliche, schwankungsfreie Möglichkeit der Stromerzeugung durch heiße Quellen. Aufgrund der geografischen Voraussetzung heißer Quellen kann die Geothermie nur in einigen Gebieten effektiv eingesetzt werden, wie etwa auf Island. In Deutschland sind geografisch bedingt also vor allem Solar- und Windenergie effektiv umzusetzen.

Solarenergie

Die Sonne strahlt ununterbrochen gigantische Mengen an Energie aus. Allein die Energie, die auf der Erde ankommt, könnte den gesamten Energiebedarf der Erde problemlos decken. Aber wie können wir sie richtig nutzen?

Photovoltaik-Anlagen werden sehr schnell weiterentwickelt, mittlerweile können sie bis zu 20 Prozent der eingestrahlten Energie in Strom umwandeln, und damit decken sie bereits 2% des globalen Energiebedarfs. Auch der Preis hat sich stark verringert, sodass immer mehr Menschen Zugang zu dieser Form der Energiegewinnung haben. Anders als die meisten anderen Formen der Energieerzeugung kann Solarenergie nämlich direkt vom Endverbraucher produziert werden. Das spart nicht nur den Transport über Leitungen, sondern eröffnet auch für Verbraucher neue Möglichkeiten. Auch wenn seit 2012 Gesetzeshürden den Solarausbau noch immer beeinträchtigen, gehört dies mittlerweile zu den preiswertesten Arten der Stromerzeugung.

Windkraft

Ähnlich wie Solarenergie ist Windkraft auch abhängig von den Wetterverhältnissen, die generierte Energie verteilt sich aber gleichmäßiger über das Jahr. Windräder werden immer leistungsstärker, schon jetzt kann ein Generator im Optimalfall bis zu 3.000 Haushalte versorgen und zukünftige Anlagen sollen noch größer gebaut werden. Expert*innen gehen davon aus, dass die Anzahl aller Windkraftanlagen in Deutschland auf 60.000 verdoppelt werden müsste, um klimaneutral zu werden. Durch neue Technologien könnte das die Stromerzeugung dann sogar vervierfachen. Für so viele neue Windräder müssten allerdings zwei Prozent der Landfläche genutzt werden.

Eine gute Alternative hierzu sind Offshore-Windparks. Diese können die weitläufigen Flächen auf dem Meer nutzen. Anstatt auf Land gebaut zu werden, werden sie auf Pfählen im Boden verankert oder auf schwimmenden Plattformen errichtet werden. Auch wenn Deutschland nur vergleichsweise wenig Seefläche zur Verfügung steht, sollte bereits ein großer Teil der Windanlagen Offshore ausgelagert werden können.Trotz vielfältiger Bedenken töten Windräder nur etwa so viele Vögel wie Hauskatzen. Natürlich müssen auch viele Naturschutzauflagen eingehalten werden, weshalb Windparks auch nicht in der Nähe von Brutplätzen oder Aufenthaltsorten seltener Vogelarten errichtet werden dürfen. Die Lärmbelästigung, die von Windrädern ausgeht, ist relativ gering und beträgt etwa ein Zehntel zu der Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr. Der Experte Prof. Dr. Volker Quaschning hält die meisten dieser Bedenken lediglich von Gegner*innen für vorgeschoben, um eine subjektive visuelle Beeinträchtigung der Landschaft zu verhindern.

Negative Emissionen

Anstatt einfach Kohlenstoffdioxid oder Kohlendioxid (CO2) einzusparen, gibt es auch die Idee, Kohlendioxid aktiv aus der Atmosphäre zu ziehen. Pflanzen, die besonders viel CO2 binden können, könnten angebaut und als Bioenergie für Verbrennungsmotoren genutzt werden. Durch das Verbrennen wird das verschlossene CO2 aber wieder ausgestoßen, tatsächlich negative Emissionen werden so also nicht verursacht. Eine weitere Idee wäre, die Bioenergie nicht zu nutzen, um das CO2 gebunden zu lassen. Das würde in den meisten Fällen aber zu Platzproblemen führen, da geeignete Lagerstätten gefunden werden müssten. Ebenso sind Maßnahmen, Kohlendioxid technologisch aus der Luft zu filtern, sehr energieaufwändig und ebenfalls wenig effizient. Weitaus einfacher ist es also, die Emissionen direkt einzusparen.

Sparen von Energienutzung

Sparen kann man am besten dort, wo besonders viele Brennstoffe verbraucht werden. Im Verkehr wird immer noch zu einem überwiegenden Anteil Erdöl verbraucht, neben PKW sind aber vor allem LKW und Traktoren darauf angewiesen. Und auch beim Heizen spielen Gas und Erdöl eine große Rolle. Die persönlichen Entscheidungen im Alltagsverhalten spielen also durchaus eine Rolle. Wie wir heizen und reisen, ob wir ein eigenes Auto benötigen oder Carsharing nutzen. Zu Fuß gehen, Rad fahren, weniger fliegen: Diese Beiträge allein können natürlich nicht den Klimawandel aufhalten, aber sie leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag.

Herausforderungen nachhaltigen Handelns

Die Menge an fossilen Energien, die wir insgesamt noch verbrennen dürfen, ist begrenzt. Kohlendioxid bleibt etwa 20.000 Jahre in der Atmosphäre erhalten: Um also noch unter der 2-Grad-Grenze zu bleiben, dürfen deshalb nur noch insgesamt 500 Milliarden Tonnen ausgestoßen werden. Das mag nach viel klingen, aber wenn wir unseren heutigen Verbrauch und den Ausstoß von 40 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr nicht anpassen, reicht das nur noch für die nächsten 12 Jahre.

Ein Großteil der heute bereits verfügbaren Energieressourcen muss deshalb im Boden bleiben. Es ist also auch sinnlos, nach weiteren Lagerstätten zu suchen, wenn wir die bereits vorhandenen nicht einmal annähernd nutzen können. Vor allem Länder, die über einen großen Teil dieser Ressourcen verfügen, zögern deshalb häufig bei der Einschränkung fossiler Energien. Für sie kommt das einer unfairen Entwertung gleich, sie würden dann über Stranded Assets (dt. »gestrandete Vermögenswerte«) verfügen.

Vor allem Entwicklungsländer fordern die Industrienationen auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Der Wohlstand der westlichen Welt ging bisher immer auf die Kosten unseres gemeinsamen Planeten. Viele Länder sehen deshalb eine größere historische Verantwortung bei den Ländern, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben.


NACHHALTIGKEIT - Wie wir unsere Zukunft verantwortungsvoll gestalten

ZEIT AKADEMIE

Der Kurs bietet Ihnen die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit für Ihren Alltag auseinanderzusetzen.

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